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Auf den ersten Blick erscheinen Raynes Birkbecks Zeichnungen wie bunte Wimmelbilder, gespickt mit gesellschaftpolitischen Referenzen auf Politik, Popkultur und Religion, in denen das queere Leben und homophobe Vorurteile der US-amerikanischen Gesellschaft impliziert bis explizit thematisiert werden. Schroff skizzierend umreist der Autodidakt aus New York Szenen, die sich irgendwo zwischen alltäglichen Zusammenkünften und absurden Fiktionen abspielen – den Pinsel- und Stiftstrich dabei immer sichtbar, immer uneben und expressiv. Es ist ebendieser wackelige, aber beständige Strich, mit dem Raynes Birkbeck den Figuren und Gegenständen im wahrsten Sinne des Wortes Identität und Inhalt zuschreibt, ähnlich des Schrifteinsatzes in Comics oder in der Popart. So lassen sich viele Figuren in Birkbecks Zeichnungen dank eindeutiger Beschriftung als reale oder fiktive Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte und Popkultur identifizieren, die Birkbeck auf den ersten Blick recht frei assoziierend zusammenführt.
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Doch bei genauerem Hinsehen erschaffen die Protagonisten einer gewissen, inhaltlichen Logik folgend amüsante bis widersprüchliche Allegorien auf die US-amerikanischen Gesellschaft. Birkbecks Figuren treffen dabei oft auf Slogans und Symbole aus dem militärischen Kontext, wie Abzeichen, Tattoos, Jets, Marineschiffe oder der US-amerikanischen Flagge. Birkbeck vermengt auf diese Weise kontinuierlich „reality“ und „fiction“, kombiniert etwa die Darstellung des TV-Charakters von Detektiv Frank Cannon mit der Darstellung eines CON-Air- Gefangenentransports, der am blau schraffierten Himmel über einer Szene von Menschengetümmel fliegt.
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In einer anderen Zeichnung lässt Birkbeck zwei Männer- offenbar Militärangehörige - auf einen Dritten treffen, dessen Gürtel seine Zugehörigkeit zur Jüdischen Yeshua Ben David Gemeinde nahelegt. Der Titel wiederum lautet: „Meeting Mr. Jesus“. Durch solche suggestiven Titel erweitert Birkbeck seine Szenen um eine neue inhaltliche Dimension, die die Zusammenstellung der Figuren im erklärend kommentiert – oder eben noch willkürlicher wirken lässt.
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In seinen gekritzelten Gesellschaftsbildern prangert Birkbecks dabei auch die Vorurteile der heteronormativen US-amerikanischen Stereotype an. In Szenen mit vermeintlichen Ex-Militärs, die sich in homosexuellen Gruppenkonstellationen einander hingeben wird die vielfach tabuisierte Kombination von Militärzugehörigkeit und queerem Leben aufgerufen, die die latent bis deutlich ausgedrückte Homophobie der US-amerikanischen Mehrheitsgesellschaft, Politik und Armee wiederspiegelt, in der bis vor wenigen Jahren Homosexualität unter dem Stichwort „Don’t tell, don’t ask“ bestenfalls geduldet – und vorwiegend gefürchtet und abgelehnt – wurde. Birkbeck unterdessen rückt mit seinen direkten und sexuell expliziten Arbeiten queere Menschen und Menschen of colour gezielt in den Vordergrund.
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Raynes E. Birkbeck (g. 1956, The Bronx) lebt und arbeitet in Manhattan und ist bildnerisch tätig in den Gattungen Malerei, Bildhauerei und Zeichnung. Seine Arbeiten wurden ausgestellt bei Situations, New York, Nino Mier Gallery, Los Angeles; Norma Mangione Gallery, Turin; The Bureau of General Services – Queer Division, New York, Fierman Gallery, New York; Safe Gallery, Brooklyn und Apexart, New York. Er wurde rezensiert in Artforum, Art in America und Vault Magazine, neben anderen.
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Der in New York lebende Künstler Raynes E. Birkbeck ist Autodidakt und vereint in seinen Werken persönliche Erfahrungen mit Fiktion, spielerisch verortet in Umweltthemen und Politik, Krieg und Religion, und bekennt sich affirmativ zu seiner Homosexualität. Birkbeck verfügt über die Gabe, ein breites Spektrum popkultureller Bezugnahmen in disparate Verbindungen zu phantasieren: seine Kunstwerke folgen einer Logik der freien Assoziation; er zensiert nicht, um sich lieber Unterbewusstem hinzugeben. Für die Ausstellung im Rahmen der Paper Positions Berlin hat Raynes Birkbeck eine Serie an Papierarbeiten geschaffen, die einmal mehr historische und zeitgenössische Figuren zu einem Bildpersonal zusammenführt, die den Betrachter ermutigen und dazu aufrufen, negative Gedanken ins Positive umzukehren.
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Raynes E. Birkbeck
Turning Negative Thoughts Positive (There´s no real intimacy today)Paper Positions Berlin, August 19–22, 2021
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Available works
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Raynes E. Birkbeck, Eduard, Izgat, And Svorit-"Etsot's" Former Crewmen, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Emperial Inspection Of "The Fleet"!, 2021
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Raynes E. Birkbeck, F.S.F.R. Cmdr Steven Wells Austin and S.F.R. Texans (Texati) In Toronto, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Bill R. H. 3. 2 "Atom Space Age"'s Trio, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Rapid Response to Our Foe!, 2021
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Raynes E. Birkbeck, What's On The Other Side Of Your Door? "Inspection & Job Evaluation During The McClusky Presidency, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Come Fly With Flyko P. Pres Pentangleline, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Raynes and Billy at Play!, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Ray, Chuck, Bill, and Frank, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Strom "The Maker", 2021
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Raynes E. Birkbeck, Why Are We Not Alone, 2021
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Raynes E. Birkbeck, More Bang For Your Buck, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Bill H. 3.2 Redux And His Brothers, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Visitor to Skippery, 2021
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Raynes E. Birkbeck, Led By The King, 2021
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Turning Negative Thoughts Positive (There´s no real intimacy today): Raynes E. Birkbeck
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